Erfahrungsbericht einer Probeimkerin

 Imkerverein Wellheim - Erfahrungsbericht

Erfahrungsbericht einer Probeimkerin

Der Imkerverein Wellheim bot heuer zum ersten Mal einen Kurs an für Leute, die sich für die Haltung von Bienen interessieren. Bienen sind die wichtigsten Bestäuber, ohne sie würden die Erträge im Obstbau zusammenbrechen. Und eine faszinierende Tierart sind sie ohnehin, mit ihrem vielfältigen Sozialleben und ihrem friedlichen Summen an schönen Sommertagen.
Also meldeten mein Mann und ich uns für den Kurs an, den der Vorsitzende des Imkervereins, Hermann Peichl, an fünf Vormittagen hielt, verteilt über mehrere Monate. Weitgehend ahnungslos und mit leichten Bedenken, die schmerzhaften Stiche der lieben Tierchen betreffend, trafen wir uns im Februar zu acht bei Hermann Peichl in Eberswang zum ersten Kurstag. Schnell merkten wir, dass es keineswegs mit dem Aufstellen von Bienenstöcken getan ist, sondern dass die Bienenhaltung umfangreiches Wissen erfordert. Das beginnt schon mit einer Menge an Fachbegriffen – Beute, Zarge, Stifte, Stockmeißel, Baurahmen, um nur ein paar Beispiele zu nennen – und der Auswahl des richtigen Geräts. So liebevoll wie er mit seinen Bienen umgeht, so behutsam und verständlich führte uns Hermann Peichl in das Grundwissen um die Bienen und ihre Haltung ein.
Stets ergänzte er die Wissensvermittlung um die praktische Anschauung. Bereits am ersten Kurstag im Februar durften wir das Innere eines Bienenstocks begutachten und das Gewimmel der gerade überwinterten Bienen bestaunen. Schnell verloren wir die Angst vor dem Gestochen werden, denn unser „Bienenvater“ erklärte uns immer wieder, wie sanftmütig die Bienen seien, und arbeitete weitgehend ohne Schutz am Stock.
Wir allerdings waren noch vorsichtig in der „Imkerburka“ unterwegs, mit Hut, Schleier und Handschuhen, als wir im April unser eigenes Bienenvolk – einen „Ableger“ – von Hermann Peichl bekamen. Ziemlich aufgeregt und reichlich unsicher umrundeten wir die frisch aufgestellte Zarge in unserem Garten, in der es nach dem Transport heftig summte. Wird sich eine Königin entwickeln? Wie erkennen wir sie, wie ihre Brut? Was sind die dunklen Füllungen in den Waben (Pollen)? Entwickelt sich alles richtig?
Aber wir wurden hervorragend betreut, und bei allen Fragen, die auftauchten und noch immer auftauchen, können wir uns auf den Rat unseres Bienenvaters verlassen. Die ersten Herausforderungen haben wir hinter uns – der erste eigene Ableger im Sommer, die erstaunliche Vermehrung der Bienen, die Behandlung gegen Varroamilben.
Und nun sind wir, nach Abschluss des Kurses, frischgebackene Probeimker. Ehrensache, dass wir Mitglieder beim Imkerverein wurden.
Je mehr Erfahrung wir gewinnen, umso erstaunlicher finden wir das Verhalten unserer Bienen. Wie sie ihren Stock verteidigen gegen Eindringlinge, wie sie ihre Aufgaben verteilen, wie ihren Weg finden. Mittlerweile hat sich einiges an Literatur angesammelt: über die Intelligenz der Bienen (auf Insektenebene mit der von hochintelligenten Säugetieren vergleichbar), über ihr Sozialleben und natürlich über die Arbeit des Imkers. Und über die Bedrohung, der die Bienen ausgesetzt sind – wie andere Insekten auch und damit auch die Vögel als nächste Stufe der Nahrungskette – durch den Einsatz von Spritzmitteln und durch schwindendes Nahrungsangebot. Der Mangel an blühenden Feld- und Wegrändern, an Wild- und Blühpflanzen in den Gärten, an artenreichen Wiesen führt dazu, dass sie bereits im Hochsommer mit Zuckerwasser gefüttert werden müssen und oft den Winter nicht überleben.
Nun achten wir noch mehr darauf, dass in unserem Garten bis in den Herbst Wildpflanzen blühen. Wir hoffen, dass wir unser Volk gut in den Winter bringen und freuen uns auf das nächste Bienenjahr.
2018 im zeitigen Frühjahr wird der Imkerverein wieder einen Kurs zum Imkern auf Probe anbieten. Das Datum wird rechtzeitig bekannt gegeben.
Eva Martiny